Städtebauliche Vorplanung
Die Freibad-Kolonnade basiert auf städtebaulichen Vorstudien, welche von Studierenden der Bauhaus-Universiät Weimar entwickelt wurden. In einem Wettbewerb mit Jury-Beteiligung der Rippershäuser Bevölkerung wurde der Entwurf einer langen Kolonnade von Simon Fischer und Gerrit Müller-Scheeßel als Sieger gekürt.
Dieser Entwurf nimmt die städtebauliche Achse des Freiraums des Grundstücks auf, fügt sich giebelständig in die Dorfstruktur ein und schafft es trotz einer reduzierten Gestaltung, im Straßenraum Auf- merksamkeit zu erregen. Das Schwimmbad wird im öffentlichen Bewusstsein sichtbarer gemacht. Räumlich gesehen entsteht, ausgehend vom Innenhof der ehemaligen Gaststätte „Zur Sonne“, eine filigrane, modulare Kolonnaden-Struktur, die das Grundstück in Funktionsräume einteilt, ohne zu stark einzugreifen.
Entlang des multifunktionalen Langhauses schließt sich eine Funktionsparallele an, die vorhandene Bauten wie Kiosk, Lager und Technikräume unter einem Satteldach verbindet. Der Kiosk positioniert sich in der Mitte des Baus und markiert den Eingang zum Freibad, kann aber auch unabhängig vom Schwimmbadbetrieb genutzt werden. Schritt für Schritt kann diese Variante in Eigenarbeit, je nach verfügbaren Ressourcen, realisiert werden.
Wettbewerb
Auf Basis der städtebaulichen Vorplanungen entwickelten Architekturstudierende ganz individuelle Ideen zum Thema der Kolonnade. In einem Wettbewerb wurde die Arbeit 8x8 von Nico Schmitt als umzusetzendes Konzept gewählt. Dessen Raumfachwerk besteht aus kleinen Holzquerschnitten und ist in Module aufgeteilt, die untereinander mit lösbaren Verbindungsmitteln gefügt werden. Durch die nach innen gesetzten vierteiligen Stützen werden ein weiterer Dachüberstand und eine Mittelzone ausgebildet.
Konstruktion
Um die Anzahl unterschiedlicher Bauteile möglichst gering zu halten und damit die Weiterbaubarkeit des Dachtragwerks zu erleichtern, basiert die gesamte Struktur auf einem Holzquerschnitt von 8 x 8 Zentimetern. Durch das Ineinandergreifen von Dachtragwerk und den vierteiligen Stützen ist keine weitere horizontale Aussteifung notwendig. Dadurch entsteht ein fließender Raum zwischen den Stützen, der frei nach den Ideen der Menschen vor Ort belebt werden kann – zum Beispiel für Versammlungen, Märkte oder Kinoabende.
Vorfertigung
Parallel zur Detailplanung wurden Optimierungen durchgeführt, um den Verschnitt bei Kanthölzern und Latten so gering wie möglich zu halten. Daraufhin wurde das Material bestellt. Die anschließende Konfektionierung von hunderten Holzbauteilen erforderte eine präzise Planung. Die Elemente waren abzulängen, mit Passlöchern zu versehen und an den Stirnkanten mit einer pigmentierten Lasur aus Leinöl zu bestreichen.
Durch große Sorgfalt und ständige Kontrolle bei den einzelnen Tätigkeiten wurde eine sehr hohe Qualität und Passgenauigkeit erreicht. Dabei half auch eine eigens entwickelte Produktionsstrecke, welche die Umsetzung von immer wiederkehrenden Arbeitsschritten optimierte und auch die Herstellung von Sonderbauteilen zuließ. Durch diese Maßnahmen konnte eine hohe Nutzbarkeit der bearbeiteten Elemente von 96 % erreicht werden. Anschließend erhielten die Elemente eine exakte Bezeichnung, wurden sortiert und für den Zusammenbau vorbereitet.
Holzschutz
Die gesamte Konstruktion wird durch das weit auskragende Dach effizient vor Witterungseinflüssen geschützt. Dadurch bleibt die gesamte Dachkonstruktion unbehandelt in seiner natürlichen Form erhalten. Die Stützen wurden mehrfach mit natürlichem Leinöl lasiert. im Bereich der Stützenfüße wurde das Öl pigmentiert in einer rostroten Farbton, der im Ort häufig vorkommt.
Montage
Sämtliche Holzbauteile der Kolonnade wurden innerhalb von elf Arbeitstagen vorgefertigt, zum Bestimmungsort verbracht und dort montiert. Die simplen Verbindungsmittel erlaubten eine zügige Montage. Die studentischen Teams wechselten sich regelmäßig ab. So konnte die Freibad-Kolonnade innerhalb von etwas mehr als zwei Wochen errichtet werden.
Nachhaltigkeit
Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit setzt das Projekt einen weiteren Schwerpunkt, da seine ästhetische Erscheinungsform ein zunächst komplexes Dachtragwerk erwarten lässt, das sich jedoch als einfaches und demokratisches Fügeprinzip entpuppt. Dadurch werden viele Personen angesprochen, beim Aufbau des Bauwerks mitzuwirken und dieses zu unterhalten. Das birgt großes Identifikationspotenzial für die Dorfgemeinschaft, schafft soziale Akzeptanz und befördert eine Aneignung durch interessierte Personen.